Am 18. Oktober 2003 war es so weit: Dariusz Michalczewski verlor nach neun Jahren seinen Weltmeistertitel im Halbschwergewicht. Weil Julio Cesar Gonzales nach Punkten gegen ihn siegte, entging dem Tiger auch ein legendärer Rekord: 49 Profikämpfe in Folge unbesiegt zu bleiben. Das hatte bisher nur ein einziger Boxer geschafft. Mit 50 gewonnen Kämpfen wäre Michalczewski sogar als erfolgreichster Boxer aller Zeiten in die Geschichte eingegangen. Ein Siegertyp, der schließlich auch das Verlieren lernen muss -- diese Konstellation verleiht dem Buch seinen besonderen Reiz.
Entstanden ist Stärker als die Angst auf der Basis von Gesprächen Michalczewskis mit dem Journalisten Klaus Lange. Der hat aus dem Material einen ausgezeichneten Text gemacht, der die Lebendigkeit der gesprochenen Sprache bewahrt. Erzählt wird ausführlich von den Anfängen des Champions: seine "nicht wirklich beglückende Kindheit" in einem tristen Vorort Danzigs, der frühe Tod des strengen, aber geliebten Vaters. Dariusz ist schon auf dem Weg, sich zu "einem kleinen Banditen" zu entwickeln, als ihn der Onkel mit zwölf Jahren zu seinem Boxclub mitnimmt. Von da an geht's bergauf, weil Michalczewski ebenso viel Talent wie Trainingsfleiß zeigt.
"Wenn Dariuz Kummer hat, schaut er sich seine Kontoauszüge an", sagt sein Promoter Klaus-Peter Kohl. Ganz so einfach ist das Leben dann doch nicht. Die Biografie schildert ganz offen auch die schwierigen Seiten: die harten ersten Jahre nach der Flucht aus Polen, Eheprobleme und Scheidung, der Kampf um den Kontakt zu den zwei Söhnen. Seinem Motto "lieber ehrlich als beliebt" bleibt Michalczewski treu und teilt auch ganz gut aus: z.B. Seitenhiebe auf Boxkollegen wie die Klitschkos, Graciano Rocchigiani, Henry Maske und die deutschen Zuschauer, die ihn nicht genug lieben.
Man kann durchaus der Meinung sein, dass Sportstars und sonstige Prominente zu oft zur Feder greifen (lassen) und es zu viele Bücher dieser Sorte gibt. Aber Dariusz Michalczewski ist zweifellos ein starker Typ mit Ecken und Kanten, der was zu sagen hat. Auch deshalb gehört sein Buch zu den interessantesten in der Kategorie Sportler-Biografie. --Christian Stahl
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