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Am Venezolaner Ilich Ramírez Sánchez alias Carlos lässt sich geradezu klassisch nachvollziehen, wie die Mechanismen des internationalen Terrorismus funktionieren. Als Auftragskiller hatte Carlos im großen Stil in ganz Europa gemordet. Zuerst für die Volksfront für die Befreiung Palästinas, dann für osteuropäische Geheimdienste und schließlich für Diktatoren aus dem Nahen Osten.
In seinem Schatten tummelten sich etliche, bislang wenig bekannte Terroristen, die zumeist die Drecksarbeit für ihn erledigten. Die meisten von ihnen waren Deutsche -- von Carlos rekrutiert aus der ersten Generation der Revolutionären Zellen, einer Organisation, die bis heute viele Rätsel aufgibt. Zu ihnen zählten Carlos' Stellvertreter Johannes Weinrich, bis zu seiner Verhaftung 1995 der "dienstälteste und gefährlichste Terrorist Deutschlands", aber auch Carlos' Ehefrau Magdalena Kopp. Ihr vor allem verdankt Oliver Schröm seine intimen Einblicke in die Denk- und Arbeitsweise der Terroristen und darin, was es heißt, an der Seite eines Mannes zu leben, der einmal als der meistgesuchte Terrorist der Welt galt.
Carlos war ein Mythos. Schon früh verglich ihn die Presse mit Frederick Forsyths Romanfigur "Der Schakal", einem kaltblütigen Profikiller, der den Luxus und die Frauen liebte. Fast zwei Jahrzehnte lang machte der Top-Terrorist mit spektakulären Aktionen von sich reden. Im Dezember 1975 überfiel er die OPEC-Konferenz in Wien und nahm die versammelten Ölminister als Geiseln. 1978 gründete er die OIR, eine international operierende Terrorgruppe, die sich als Auftragskiller für Geheimdienste und Diktatoren verdingte. Zuletzt operierte Carlos vom Sudan aus, ehe ihn das islamistische Regime im August 1994 an Frankreich auslieferte.
In dieser hervorragend recherchierten Dokumentation folgt Oliver Schröm dem Lebensweg des bekannten Terroristen. Dabei entsteht ein dichtes und ungewöhnlich eindringliches Bild der internationalen Terrorszene und ihrer vielfältigen Verflechtungen -- spannend zu lesen und hochaktuell. --Stephan Fingerle
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