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Die Schule von heute ist weit davon entfernt, Lebens- und Erfahrungsraum für lernende und sich bewährende Kinder zu sein. Sie entlässt die jungen Menschen manchmal kenntnisreich, aber in jedem Fall erfahrungsarm, erwartungsvoll, aber orientierungslos, ungebunden, aber auch unselbstständig und einen erschreckend hohen Anteil unter ihnen ohne jegliche Beziehung zum Gemeinwesen.Mit der Schärfung des Bewusstseins hiervon beginnt das Buch und leitet sodann die Leser in der jetzt notwendigen Anstrengung der Phantasie an. Es führt Beispiele gelungener Wandlungen vor und zeigt schließlich Übergänge, wie man von hier nach da kommt.In einem neuen, eigens für die Taschenbuchausgabe verfassten 48seitigen Vorwort, setzt sich Hartmut von Hentig zum ersten Mal ausführlich mit den Pisa-Studien, ihren Ergebnissen und vermeintlichen Folgen für die Schule in Deutschland auseinander."Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir." Ein weiser Spruch, doch mal ehrlich: Wer von uns kann behaupten, in der Schule wirklich etwas fürs Leben gelernt zu haben? Leistet unser bis zur PISA-Studie so hoch gelobtes deutsches Bildungssystem wirklich das, was es leisten soll -- und zwar jungen Menschen Erfahrungen mit auf den Weg zu geben, die sie zu selbstständigen, mündigen Bürgern machen?
Hartmut von Hentig, einer der größten Schulreformer unserer Zeit, hat schon 1993 -- also vor PISA, Erfurt und Hoyerswerda -- mit Die Schule neu denken für eine andere Schule plädiert, eine Schule, die das Leben zulässt und auf das Leben vorbereitet. Jetzt ist von Hentigs erfolgreiches Buch erstmals als Taschenbuch erschienen, ergänzt durch ein 60-seitiges Vorwort, in dem sich der Pädagoge zum ersten Mal eingehend zur PISA-Studie, zum Amoklauf von Erfurt und zum 11. September äußert.
Was sagt PISA wirklich über die Qualität unserer Schulen? Und wie kann Schule der jungen Generation trotz Terrorismus und Massenarbeitslosigkeit Zuversicht geben und sie zu Mündigkeit und Verantwortung erziehen? Von Hentigs antwortet darauf, erschöpft sich dabei jedoch nicht in der Kritik am Ist-Zustand der Schule von heute als "Gemischtwarenladen für nützlich erscheinende Kenntnisse und Fähigkeiten".
Vielmehr liefert Die Schule neu denken eine sorgfältige Analyse, warum dem so ist und zeigt auf, wie Lehrer, Schüler, Eltern und die Verantwortlichen in den Ministerien gemeinsam daran arbeiten können, die Schule wieder zu einem Lebens- und Erfahrungsraum werden zu lassen, in dem sich die jungen Menschen in Selbstständigkeit, Hilfsbereitschaft, Konfliktfähigkeit und Verantwortung für sich selbst und andere üben können.
Ein utopischer Gedanke? Eine romantische Vorstellung von Pädagogik? Sicher, es bedarf einer beträchtlichen Anstrengung seitens aller Beteiligten, um das System Schule grundlegend zu reformieren. Aber von Hentigs Erfolge in seiner Versuchsschule in Bielefeld zeigen, dass Veränderung möglich und vor allem lohnenswert ist. Fangen wir an! --Andrea Zeller
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